Neue Norm für Rauch- und Wärmeabzugsanlagen
Im Dezember 2021 wurde die neue Fassung der DIN 18232 Rauch- und Wärmefreihaltung – Teil 9: Mindestwerte der wesentlichen Merkmale für Energieversorgungen nach DIN EN 12101-10 sowie Steuertafeln nach ISO 21927-9 veröffentlicht. Sie soll die Planungssicherheit für Fachplaner und Architekten in Sachen RWA verbessern.
Überführung der Anforderungen an NRWG in die MVV TB,
Aufnahme von Mindestwerten für die wesentlichen Merkmale der Energieversorgungen nach DIN EN 12101-10,
Aufnahme der ISO 21927-9 als Prüf- und Zertifizierungsnorm für die Steuertafeln,
Aufnahme einer Übergangsfrist bis zum 30.06.2023.
Da die Vorgaben für natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG nach DIN EN 12101-2) in die Musterverwaltungsvorschrift technische Baubestimmungen (MVV TB) übernommen wurden, sind diese in der neuen Fassung der DIN 18232-9:2021 entfallen.
Warum war die Überarbeitung der Norm wichtig?
Energieversorgungen für Steuerungen von Rauch- und Wärmeabzugssystemen müssen bereits seit 2006 nach der harmonisierten Norm EN 12101-10:2006 geprüft und zertifiziert sein. Mindestwerte für die wesentlichen Merkmale legt diese europäische Norm allerdings nicht fest. Diese definieren jedoch einen Qualitätsstandard und sind deshalb nun endlich in der DIN 18232-9 aufgenommen worden. Es ist dabei wichtig zu betonen, dass eine Prüfung und Zertifizierung einer Energieversorgung nach DIN EN 12101-10 und die Einhaltung der Vorgaben der DIN 18232-9 für alle Rauch- und Wärmeabzugssysteme – also auch MRA, Rauchschürzen etc. – gelten.
Für die Steuertafeln legt die nun veröffentlichte DIN 18232-9:2021 fest, dass sie nach der ISO 21927-9: 2012:03 geprüft sein müssen und die Norm definiert darüber hinaus klare Mindestanforderungen an die Betriebssicherheit und die Umweltklassifizierung. Dadurch wird für die Steuertafeln endlich die Lücke geschlossen, die durch die nicht veröffentlichte Norm prEN 12101-9 entstanden war. Das seit Jahrzehnten bekannte Qualitätsniveau wird weiterhin gewährleistet: Energieversorgungen müssen nach DIN EN 12101-10 geprüft und zugelassen sein, Steuertafeln einer Anlage müssen nach ISO 21927-9 geprüft sein. Beide Komponenten bedürfen eines Verwendbarkeitsnachweises – für die Energieversorgung ist dies eine Leistungserklärung, für die Steuertafel ein Prüfbericht.
Zusätzlich legt die Norm nun die Gehäusefarbe Orange (RAL 2011) einheitlich für die Rauchabzugstaster (manuelle Auslösestelle) fest.
Übergangsfristen
Um den Herstellern und den Prüfinstituten ausreichend Zeit für die Prüfung der Produkte zu geben, wurde in der Norm eine großzügige Übergangsfrist bis zum 30.06.2023 verankert. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Steuertafeln nach ISO 21927-9 geprüft sein und die Energieversorgungen nach DIN EN 12101-10 die Mindestwerte einhalten.
Mehr Planungssicherheit
Für Architekten und Planer erhöht sich durch die Neufassung der Norm die Planungssicherheit. Die Definition von Mindestanforderungen erhöht die Transparenz und Anwendbarkeit hinsichtlich der Qualität einzelner Bauprodukte für Entrauchungssysteme. Dadurch wird die Funktionalität der Produkte im Brandfall rechtssicher gewährleistet. In Summe schützen diese klaren Vorgaben durch die Norm vor möglichen Missverständnissen, Streitigkeiten und daraus resultierenden Kostennachforderungen im Projektverlauf. Auch in Haftungsfragen herrscht von Anfang an mehr Rechtssicherheit. Nicht zuletzt vereinfachen die Normen die Verfahren bei der Abnahme von Produkten und Projekten.
Bei Sicherheitstechnik, vor allem im Bereich Brandschutz, haben Fachplaner und Architekten jetzt endlich wieder die Möglichkeit, sich an in einer Norm festgeschriebenen Qualitätsstandards zu orientieren. Planer und Architekten sollten deshalb darauf achten, dass RWA-Steuertafeln die Vorgaben der DIN 18232-9 bzw. der ISO 21927-9 erfüllen.
Info
Engagement im ZVEI und in Normenausschüssen
Die beiden Autoren des Beitrags engagieren sich in der Verbandsarbeit beim ZVEI und im Normenausschuss für die DIN 18232-9. Martin Weber ist darüber hinaus Inhaber und Geschäftsführer der Simon Protec Systems GmbH. Seit November 2020 ist er Vorsitzender des Fachkreises „Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) und natürliche Lüftung“ im ZVEI Fachverband Sicherheit. Zudem ist Weber ein langjähriges Mitglied des Normenausschusses beim DIN und aktives Mitglied der Arbeitsgruppe für die Norm 18232-9. Maik Schmees ist Chief Technical Officer (CTO) bei der D+H Mechatronic AG. Er engagiert sich ebenfalls im Fachkreis „Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) und natürliche Lüftung“ des ZVEI. Zudem ist Schmees Obmann des Normenausschusses beim DIN und Leiter der Arbeitsgruppe für die Norm DIN 18232-9.