Automatisierte Fassadenfenster im Zayed National Museum Abu Dhabi

GLT steuert maschinelle Entrauchung und Belüftung

Wenn sich im Zayed National Museum in Abu Dhabi künftig die Fenster öffnen, steckt darin Know-how und Technik aus Niederbayern. Das Passauer Technologieunternehmen Simon Protec liefert für das Bauvorhaben 1083 Klapparme für insgesamt 578 Fassadenfenster in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Illustration des Zayed National Museum in Abu Dhabi, das derzeit im Bau ist.
Bild: TCA Abu Dhabi

Illustration des Zayed National Museum in Abu Dhabi, das derzeit im Bau ist.
Bild: TCA Abu Dhabi
Das Zayed National Museum umfasst fünf Trakte und soll an die Geschichte, Entwicklung und Kultur des Landes erinnern. Das Gebäude ist unter einer Landschaft verborgen – und nur die sogenannten „Falkenflügel“ werden sichtbar. Gewidmet ist es dem Reichsgründer, Scheich Zayed Bin Sultan Al Nahyan. Schon 2007 gab es eine internationale Ausschreibung für dieses Prestigeprojekt, die das renommierte Architekturbüro Foster + Partners aus London gewonnen hat.

Nach zahlreichen Verzögerungen ist zwar der Zeitpunkt für die offizielle Fertigstellung des Projekts noch offen, doch die Bauarbeiten auf der riesigen, 44.000 m2 großen Fläche schreiten weiter voran. Der Spezialist für Brandschutz Simon Protec aus Passau ist seit Februar 2019 im Boot, als eine entsprechende Anfrage eintraf. Ende 2021 kam es schließlich zum finalen Zuschlag. „Die Aufgabe ist eine der spannendsten in der Firmengeschichte und eine große Herausforderung zugleich, da die Fenster alle verschieden in ihrer Geometrie sind“, schildert Geschäftsführer Martin Weber. Einzige Gemeinsamkeit ist die Dreiecksform, die jedoch wiederum unterschiedliche Höhen, Breiten und Winkel aufweist. Ausschlaggebend für den Auftrag mit einem Volumen von 600.000 Euro war laut Weber, „dass wir eine einzigartige technische Lösung liefern, die weltweit sonst kein anderer Anbieter ermöglichen kann“.

Dass bei der Projektierung alle Räder entsprechend ineinandergreifen, erfordert eine enge Abstimmung seitens des technischen Vertriebs des Passauer Brandschutzexperten mit dem Vertriebspartner vor Ort (SE Controls Middle East FZE LLC) und den beiden Projektsteuerungs-Unternehmen (Lindner Steel and Glass Middle East und Lindner Fassaden GmbH aus der Schweiz) sowie der ausführenden Firma auf der Baustelle (Reem Emirates Aluminium LLC). Die meisten der automatisierten 505 Dreiecksfenster in Abu Dhabi sind mit 2 Stellantrieben ausgestattet. Für diesem Demonstrationsaufbau wurden die Antriebe rot lackiert.
Bild: Simon Protec

Die meisten der automatisierten 505 Dreiecksfenster in Abu Dhabi sind mit 2 Stellantrieben ausgestattet. Für diesem Demonstrationsaufbau wurden die Antriebe rot lackiert.
Bild: Simon Protec
Weiterhin gibt es bei dem Projekt in Abu Dhabi 73 Fenster mit je nur einem Stellantrieb. Auch diese Konstellation wird hier in einem Messeaufbau demonstriert.
Bild: Simon Protec
Weiterhin gibt es bei dem Projekt in Abu Dhabi 73 Fenster mit je nur einem Stellantrieb. Auch diese Konstellation wird hier in einem Messeaufbau demonstriert.
Bild: Simon Protec

Besondere Herausforderungen durch Architektur und Klima

Seit 1967 ist der Passauer Spezialist für Entrauchung und Feuerschutzvorhänge im Bereich des elektrischen Rauch- und Wärmeabzugs (RWA) bzw. der Lüftung und Fensterautomation aktiv – im Speziellen auch bei der Herstellung von Fensteröffner-Aggregaten. „Die bei diesem Projekt verwendeten Klapparmantriebe dienen der elektrischen Öffnung der insgesamt 578 Fassadenfenster zum Lufteinlass und -auslass“, schildert Weber. Davon werden 505 Fenster mit je zwei Klapparmantrieben versehen, die synchron zueinander betrieben werden. Weitere 73 Fenster haben je nur einen Einzelantrieb. Die Öffnungsweite wird so gewählt, dass sie den jeweiligen Anforderungen an die geometrische Öffnungsfläche entspricht. Die Ansteuerung erfolgt über eine zentrale Gebäudeleittechnik (GLT), um die natürliche Lüftung zu kontrollieren. Dabei werden Windgeschwindigkeit und Richtung gemessen. Luftfeuchte- und Temperatursensoren ermöglichen bei zu erwartender Kondensation ein automatisches Öffnen der Fenster.

Die integrierte „Sico BUS-Technologie“ kümmert sich um den Synchronbetrieb und eine positionsgenaue Ansteuerung. „Somit sorgt Simon Protec dafür, dass im Zayed National Museum mit den besonderen Herausforderungen eines Wüstenstaats binnen weniger Sekunden eine natürliche Lüftung möglich ist und erfüllt zudem alle Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz beim Rauch- und Wärmeabzug“, berichtet Weber. Aufgrund der geografischen Lage und der vorherrschenden klimatischen Bedingungen war es zudem eine projektspezifische Anforderung, dass in das Fensteröffner-Aggregat selbst kein Sand oder Staub eindringen darf und es vor Wasser geschützt ist. Beides ermöglicht die Schutzart IP65, über die alle Klapparme verfügen.

Eine weitere Besonderheit sind die Leitungsführungen, die ausschließlich innerhalb der Fensterrahmen verlaufen und somit nicht sichtbar sind. Eine spezielle und schmutz-
unempfindliche Farbgebung in Basaltgrau (Akzonobel RAL 7012) integriert den Klapparm auch optisch in das Gesamtkonzept.

Details zum Projekt

Insgesamt besteht das Bauwerk aus 5 Gebäuden, die flügelartig angeordnet sind. Jeder dieser Flügel ist in 4 Zonen aufgeteilt. Insgesamt gibt es 10 Rauch- und Wärmeableitungs- (RWA) sowie 20 Lüftungsgruppen. Die Ansteuerungen erfolgen wegen der sonst extrem hohen Leitungslängen jeweils dezentral, d. h. jeder Flügel ist mit mehreren Steuereinheiten ausgerüstet. Der RWA-Alarm wird über Handbedientaster bzw. über die gebäudeeigene Brandmeldeanlage ausgelöst. Die kontrollierte Lüftung und das automatische Öffnen und Schließen der Fenster erfolgt über die verbaute Sensorik, die Temperatur, Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit misst. Die verwendeten Öffneraggregate (Klapparme) selbst verfügen über BUS-Technologie, welche je nach Bedarf Rückmeldungen an das Gebäudeleitsystem gibt. Für die Regulierung des Zuluft- bzw. Abluftstroms und somit des Raumklimas sorgen variable Volumenstromregler-Klappen, deren Zusammenspiel mit der natürlichen Lüftung entsprechend in die Gebäudeleittechnik eingebunden ist.

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