Herausforderungen und Lösungsansätze bei Großprojekten

RWA in Einkaufszentren

Glasdächer auf Einkaufszentren – ein architektonischer Blickfang. Meist sieht man nicht, wie viel Arbeit und Know-how in diesen großflächigen Konstruktionen steckt. Denn die Anforderungen sind auch in Bezug auf die Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) individuell und oftmals komplex.

Die Thier-Galerie in Dortmund ist ein Paradebeispiel dafür, welch optische Herausforderungen für großflächige Dachverglasungen gemeistert werden müssen. Die 2300 m² große verglaste Dachfläche besteht aus drei Pultdächern und einer Rotunde. Sie überspannt vollflächig den Bereich der Hauptwege des Einkaufszentrums und sorgt für so viel Tageslicht, dass sich die Gäste wie auf offener Straße fühlen. 116 pneumatisch betriebene Klappensysteme garantieren außerdem Lüftung und Rauchabzug. Dabei war der optische Anspruch hoch, denn die RWA-Geräte sollten so unauffällig wie möglich in das Glasdach integriert werden. In der Praxis bedeutete dies, dass die Geräte möglichst in der Größe des Rasters der Festverglasung verbaut werden sollten und dabei keine Antriebe oder auch Windleitwände sichtbar wurden. Die natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG) sollten neben dem Rauchabzug auch der täglichen Lüftung dienen und je nach Wetter, Tageszeit oder auch Besucher­aufkommen individuell durch die Gebäudeleittechnik ansteuerbar sein.

Über der Rotunde konnten die RWA-Flügel in der Größe des Rasters umgesetzt werden. Doch auf den Pultdächern, wo das Glasraster größer war, war eine Teilung in zwei Felder unabdingbar. Die Flügelgrößen waren so zwar immer noch enorm, blieben aber innerhalb der Systemprüfung des gewählten Typs. Wegen der erforderlichen Hubhöhe und Öffnungszeiten wäre ein Kettenschubantrieb als Öffner – wie vorgesehen – bei den großen Flügeln nicht zu bewältigen gewesen. Da man aber das Flügelraster nicht verkleinern wollte – was die Optik deutlich mehr stören würde – entschied man sich für die etwas auffälligeren Pneumatikzylinder. Diese ermöglichen große Hubhöhen und -kräfte bei kurzer Öffnungszeit.

Normalerweise erfordern solch große Flügel, die nahezu flächenbündig im umgebenden Glasdach liegen und kaum über 90 Grad öffnen, sehr hohe Windleitwände. Doch günstige Umstände erübrigten diese: Die Glasdächer waren von höher liegenden Parkdecks umgeben, sodass Architekten und Brandschutzplaner Seitenwindstörungen ausschließen konnten.

Mit Blick auf die Steuerung war durch die Entscheidung für Pneumatik­zylinder und die Anforderungen an die Lüftung ein Mehraufwand verbunden. Eine redundante Kompressorenanlage mit Pufferspeichern liefert ausfallsichere Energie. Eine eigene Steuerung sorgt für die Ablaufautomation von Rauchabzug und Lüftung. Sie ist über Modbus an die Gebäudeleittechnik gekoppelt.

Auch wenn sehr viel realisierbar ist, sind Gerätegrößen von NRWG dennoch begrenzt. Doch je nach Öffnersystem kann der Spielraum variieren. Auch wenn zur Nutzung für die tägliche Lüftung aufwändigere Anlagen erforderlich sind, bieten pneumatische Systeme große Hubhöhen trotz hoher Lasten bei kurzer Öffnungszeit. Gerade bei großen Bauprojekten lassen sich solche Modifikationen durchaus wirtschaftlich realisieren.

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