Je höher das Haus, desto komplexer das RDA-System

RDA-Technologie für den Grand Tower in Frankfurt am Main

Zwischen Bankenviertel, Westend und Europaviertel entsteht im Herzen von Frankfurt der Grand Tower, der derzeit höchste Residential Tower Deutschlands. In Gebäuden dieser Größenordnung dient ein RDA-System dazu, den komplexen brandschutztechnischen Anforderungen in Hochhäusern zu entsprechen.

In den letzten 20 Jahren wurden in Deutschland immer spektakulärere Hochhäuser realisiert. Mit der Gebäudehöhe stiegen auch die Anforderungen an den Brandschutz, denn in der Praxis sind Brände leider nie ganz auszuschließen. Ob durch technisches Versagen oder durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst, Flucht- und Rettungswege müssen im Brandfall rauchfrei gehalten werden. Denn während eines Feuers entsteht ein toxi­sches Brandrauchgemisch, das schon nach kürzester Zeit eine lebensgefährdende Konzentration erreicht. Im Zuge dieses Skyscraper-Booms sind die Sicherheitstechniken für den Brandschutz weiterentwickelt und optimiert worden.

RDA-Technologie ist im Hochhaus unverzichtbar

Gerade in Hochhäusern oder bei Gebäuden mit komplexer Gebäudegeometrie sind aktiv geregelte Rauchschutz-Druckanlagen (RDA), auch Überdruck-Lüftungs-Anlagen genannt, mittlerweile unverzichtbar geworden. Die Entwicklung, Planung, Ausführung und Wartung von intelligenten Brandschutzanlagen gehört neben der Projektierung von kontrollierten natürlichen Lüftungssystemen für die Fassadenautomation zum Spezialgebiet von STG-Beikirch. Für diesen Anwendungsbereich hat Kingspan | STG-Beikirch ein RDA-System entwickelt, das auf einem sicherheitsgerichteten Bus-System basiert. Einmal installiert und parametriert, arbeitet diese Anlage vollautomatisch, d. h. sobald ein automatischer Melder Rauch erkennt, schaltet sich die Anlage in den Alarmzustand und regelt den Differenzdruck gemäß Sollwertvorgabe. Durch umfangreiche Überwachungsfunktionen ist die nach aktueller Gesetzgebung geforderte Sicherheit bei ordnungsgemäßer Wartung und Instandhaltung zu jeder Zeit gewährleistet.

Sicher rauchfrei durch Überdruck

Damit die Treppenhäuser und Feuerwehraufzüge des Grand Towers zur Evakuierung und für den Löschangriff im Falle eines Brandes genutzt werden können, müssen alle dazu erforderlichen sicherheitstechnischen Vorkehrungen bereits bei der Planung bedacht werden. Dazu gehörten auch die Simulation und Strömungsgutachten. Bereits in dieser frühen Planungsphase sind die RDA-Experten aus Lemgo in die Projektierung des Grand Towers eingestiegen. Sie leisteten nicht nur Planungsunterstützung bei der Auslegung und Dimensionierung der optimalen RDA-Lösung, sondern liefern auch alle erforderlichen Komponenten, installieren diese und nehmen sie in Betrieb, begleiten die Abnahme durch einen Sachverständigen und zeichnen für die Einregulierung und die Dokumentation der RDA-Systeme verantwortlich.

Positionierung und Dimensionierung

Unter Berücksichtigung aufkommender Windrichtungen und -geschwindigkeiten am Gebäude, der Temperaturunterschiede zwischen innen und außen sowie der aufkommenden Strömungseffekte in den Treppenhäusern im Feuerwehraufzug und in den Abströmschächten, die eine schnelle und präzise Drucklegung erfordern, entwickelte STG-Beikirch eine projektbezogene Anlage mit aktiv geregelten Einzelsystemen. Hierin sind zwei druckbelüftete Treppenräume enthalten, die als ineinander geschachtelte Helix-Treppenräume ausgeführt wurden. Weiterhin enthalten sind ein druckbelüfteter Feuerwehraufzug und zwei Abströmschächte, mit jeweiliger etagenweiser Anbindung an den geteilten Ringflur.

Aufgrund der Größe und Komplexität der benötigten Systeme wurde erstmals entschieden, eine eigenständige Visualisierung der Gebäudeleittechnik (GLT) für die RDA im Gebäude zu installieren. Er wird künftig vom Facility Management bedient und ermöglicht sowohl den mobilen Zugriff innerhalb des Gebäudes, als auch den Fernzugriff auf die Anlage. Die rechnergestützte Wartung der komplexen Anlagen verkürzt den Dienstleistungsaufwand und die Anlagenparameter werden automatisch diagnostiziert und visualisiert. Zur Bedienung der RDA wird man ein Feuer­wehrtableau installieren. Die Übermittlung der Benachrichtigungen des Betreibers über Anlagenzustände erfolgt mittels E-Mail und SMS. Die dezentralen Steuerbaugruppen/Steuer­schränke werden über STG-Beikirch vernetzt. Angesteuert wird die RDA-Anlage über die im Unternehmen entwickelte hauseigene Bus-Technologie, die aus drei separaten Bus-Systemen besteht.

Das RDA-Konzept beinhaltet die Auswertung von ca. 150 Drucksensoren, die Ansteuerung von ca. 300 Lüftungs-, Brandschutz- und Entrauchungsklappen, sowie die Ansteuerung von redundanten Zuluft- und Abströmventilatoren mit bis zu 40.000 m³/h pro System. Eine schnelle und präzise Druckregelung geschieht über ein vom Hersteller entwickeltes Druckregelsystem. Die vom Brandszenario abhängige Druckregelung und Steuerung erfolgt durch die Kopplung an die flächendeckende Brandmeldeanlage. Die RDA erfüllt die erforderlichen europäischen und internationalen Normen. Umfangreiche Überwachungsfunktionen gewährleisten die geforderte Sicherheit bei ordnungsgemäßer Wartung und Instandhaltung zu jeder Zeit.

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