Mobile Brandschutzlösungen sichern Baustellenbetrieb

Evakuierungseinheiten temporär im Neubau installiert

Die Häfele SE & Co. KG, ein international tätiges Unternehmen für Beschlagtechnik, elektronische Schließsysteme, Beleuchtung und Gebäudevernetzung, errichtet in Nagold ein neues Dynamikzentrum mit rund 11.900 m² Geschossfläche. Der Gebäudekomplex wird in direkter Nachbarschaft zu den bestehenden Logistikgebäuden errichtet und soll ab 2026 Büro-, Produktions- und Logistikbereiche aufnehmen. Da die fest installierte Brandschutz- und Evakuierungsanlage erst mit der Fertigstellung in Betrieb geht, kommen während der Bauphase 25 Mobile Evakuierungseinheiten des Herstellers C.M. Heim zum Einsatz. Diese sichern den weitläufigen Gebäudekomplex bis zur Übergabe der finalen Sicherheitssysteme.

Seit Juli 2023 entsteht ein Gebäudekomplex mit etwa 11.900 m2 Geschossfläche. Markant ist der 50 m hohe Turm des Dynamikzentrums.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign

Seit Juli 2023 entsteht ein Gebäudekomplex mit etwa 11.900 m2 Geschossfläche. Markant ist der 50 m hohe Turm des Dynamikzentrums.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign
„Die Interimsalarmierung bis zur Fertigstellung der Anlagentechnik ist vor allem zur Räumung des Gebäudes relevant. Dabei geht es darum, dass alle Personen das Gebäude verlassen und die Sammelplätze aufsuchen. Dazu ist eine mobile Alarmierungsanlage so auszulegen, dass diese händisch ausgelöst werden kann und akustisch die Personen im Gebäude warnt“, erklärt Joachim Maurer, Leitung Technisches Facility Management bei Häfele, die Anforderungen an die Mobilen Evakuierungseinheiten. In der Bauphase kommt es wegen der Brandlast der bereits eingelagerten Kunststoffbehälter zur Lagerung und Kommissionierung und der noch nicht funktionsfähigen Brandschutzeinrichtungen zu einer erhöhten Gefährdung. In Abstimmung mit dem Fachverantwortlichen von Häfele haben die Experten von C.M. Heim 25 Mobile Evakuierungseinheiten temporär installiert.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign
In Abstimmung mit dem Fachverantwortlichen von Häfele haben die Experten von C.M. Heim 25 Mobile Evakuierungseinheiten temporär installiert.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign

Planung nach ASR A2.3 und nach bauzeitlichem Brandschutzkonzept

In Abstimmung mit dem Fachverantwortlichen von Häfele haben die Experten von C.M. Heim nach der ASR A2.3 Fluchtwege und Notausgänge, des bauzeitlichen Brandschutzkonzepts, der Gefährdungsbeurteilung sowie der DIN VDE 0833-2 für Handfeuermelder insgesamt 25 Mobile Evakuierungseinheiten „MEU“ installiert. Diese wurden in vier Geschossen an Kreuzungspunkten im Abstand von 20 bis 50 m sowie an den Zugängen zu den Treppenräumen oder innerhalb der Treppenräume temporär positioniert. Die Mobilen Evakuierungseinheiten sind an Kreuzungspunkten im Abstand von 20 m bis 50 m zueinander platziert.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign

Die Mobilen Evakuierungseinheiten sind an Kreuzungspunkten im Abstand von 20 m bis 50 m zueinander platziert.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign

Die Basiseinheit „MEU“ besteht aus einer Sirene, einer Blitzleuchte, einem Handfeuermelder und einem Erste-Hilfe-Rufknopf. Die Einheiten sind batteriebetrieben und werden mit geringem Montageaufwand kabellos installiert.  

Das Mesh-basierte Funksystem bietet nach Herstellerangaben die gegenwärtig schnellste Alarmierung und die längste Betriebsdauer der Batterien der am Markt angebotenen Lösungen. „MEU“ wird als temporäre Stand-alone-Lösung betrieben und lässt sich ergänzend zur mobilen Brandmeldeanlage in die webbasierte App „MyMOBS“ integrieren.

Dynamikzentrum als architektonischer und technologischer Meilenstein

Mit dem Dynamikzentrum in Nagold entsteht für Häfele ein Gebäudekomplex, der architektonische, bauphysikalische und energietechnische Anforderungen miteinander verbindet. Der Bau gilt als wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung der Unternehmenszentrale im Schwarzwald.
Häfele ist weltweit in über 150 Ländern tätig und erwirtschaftete 2024 mit mehr als 8.000 Mitarbeitenden und 38 Tochterunternehmen einen Umsatz von 1,74 Mrd. € bei einem Exportanteil von 82 %.

An den Zugängen zu Treppenräumen oder in Treppenräumen von vier Geschossen wurden die Mobilen Evakuierungseinheiten montiert.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign

An den Zugängen zu Treppenräumen oder in Treppenräumen von vier Geschossen wurden die Mobilen Evakuierungseinheiten montiert.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign
Die „MEU“ wird als temporäre Stand-alone-Lösung betrieben und lässt sich ergänzend zur mobilen Brandmeldeanlage in die webbasierte App „MyMOBS“ integrieren.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign
Die „MEU“ wird als temporäre Stand-alone-Lösung betrieben und lässt sich ergänzend zur mobilen Brandmeldeanlage in die webbasierte App „MyMOBS“ integrieren.
Bild: C.M. Heim / Boveda Fotodesign
„Es entsteht ein Gebäudekomplex mit hohen technologischen Anforderungen an die Baukonstruktion und das Energiemanagement, der die unterschiedlichen, zum Teil massiven Gebäudevolumina segmentiert und als Collage gestalterisch neu zusammenführt“, beschreibt Entwurfsarchitekt Christoph Schmidt das architektonische Konzept. Bereits in der Planungsphase wurden Materialien nach Kriterien der Recycelbarkeit ausgewählt. Durch materialeffiziente Stahlbetondecken konnten 160 m³ Beton und 34 t CO2 eingespart werden. Ergänzende Grünflächen und Bepflanzungen unterstützen die ökologische Ausrichtung des Projekts.

Löschwasserbehälter als Pufferspeicher zur Wärme- und Kälteerzeugung

In den Büro-, Lager- und Logistikflächen ist eine Sprinkleranlage installiert. Das Löschwasser wird in einem Tank mit 12.000 m3 Fassungsvermögen bevorratet. Dieser wird als saisonaler Pufferspeicher zur Wärme- und Kälteerzeugung genutzt. Der Tank wird in mehrere Bereiche mit unterschiedlichen Temperaturniveaus segmentiert und speist bedarfsorientiert Wärmepumpenkaskaden zur Bereitstellung von Heizungswärme für die Anlagenkomplexe. Die Wärmepumpen erreichen hohe Wirkungsgrade. Zudem dient der Speicher im Sommer als Wärmesenke für den im Gebäude anfallenden Kältebedarf.

Mobile Evakuierungsanlagen

Grundlagen zur Planung
ASR A2.3 Fluchtwege und Notausgänge, Kapitel 5.1, Absätze 1-4
Gefährdungsbeurteilung
Bauzeitliches Brandschutzkonzept
 
Positionierung
Handfeuermelder (HFM): nach DIN VDE 0833-2
an Ausgängen ins Freie
maximal 50 m Laufweglänge zu HFM, in besonders gefährdeten Bereichen: maximal 30 m Laufweglänge zu HFM
an Zugängen zu sicheren Bereichen wie Treppenräumen, Zugänge in andere Brandabschnitte
Erste-Hilfe-Ruf: ergänzend zu Standorten Handfeuermelder und Sirenen
Bereiche, in denen gefährliche Arbeiten durchgeführt werden.
 
Gefahrenpotenziale - Räume, Bereiche
in denen Gefahrstoffe gelagert werden,
in denen eine oder wenige Personen arbeiten,
in denen lärmende Arbeiten durchgeführt werden,
in denen Selbstrettung nicht möglich ist,

in denen keine Brandschutzeinrichtungen (bspw. Brandschutztüren, Brandschutztore) vorhanden sind.

Mobile Evakuierungseinheit „MEU“ von CM Heim

Laut der Technischen Regel für Arbeitsstätten“(ASR) A2.2. ist bei Baustellen die Einrichtung und der Betrieb von Feuerlöscheinrichtungen und weiteren Maßnahmen zur Erkennung, Alarmierung sowie Bekämpfung von Entstehungsbränden erforderlich. In Anlehnung an die EN 54 entspricht die mobile Evakuierungseinheit „MEU“ von C.M. Heim diesen Anforderungen und dem Stand der Technik.
Die Evakuierungseinheit wird regulatorisch als Funkprodukt und nicht als Bauprodukt in den Verkehr gebracht. Dies erleichtert die Planung und Inbetriebnahme und reduziert die Kosten. So ist beispielsweise keine Abnahme durch einen Sachverständigen vorgeschrieben.
Die „MEU“ kommuniziert über ein Mesh-Netzwerk miteinander. Über den „MEUadapter“ wird die Verbindung zur Zentrale „OAMplus“ hergestellt. Im Notfall wird über ein Telefonwählgerät automatisch mit einem zertifizierten Protokoll ein Fernalarm zur Leitstelle übertragen. Alternativ besteht eine überwachte IP-Verbindung zu „MyMOBS“, die eine präzise Ortsangabe mit Lageplan sowie eine notwendige Quittierung ermöglicht.

Das Mesh-Netzwerk kommuniziert auf mehreren Frequenzen in verschiedenen Gruppen. So können auch größere Gebäude schnell und effizient evakuiert werden. Die Funkstreckenüberwachung stellt sicher, dass die Evakuierungsanlage gegen Sabotage geschützt ist – bis zu einer Reichweite von 1.500 m im freien Feld.

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