Energetische Sanierung und brandschutztechnische Ertüchtigung

Multikulturelles Centrum Templin

Das Multikulturelle Centrum in Templin, von den Bürgern nur kurz „MKC“ genannt, ist seit vielen Jahrzehnten ein Ort der Kultur in der brandenburgischen Stadt. Bereits 1913 fanden hier die ersten Filmvorführungen statt und bis heute wird der rund 210 m2 große Hauptsaal des Gebäudes als Kino genutzt. 1993 wurde das MKC zwar modernisiert, 2016 entschieden sich Betreiber und Stadtvertreter aber für eine grundlegende Sanierung, um Besuchern auch zukünftig ein zeitgemäßes Kino- und Ausgeherlebnis im MKC bieten zu können.

Um 1910 eröffnete das Hotel-Restaurant „Seebad“ mit eigenem Kursaal in der Prenzlauer Allee 6 am Ufer des Templiner Stadtsees: die „Geburtsstunde“ des MKC. Während des Zweiten Weltkrieges teilweise zerstört, wurden das Gebäude nach Kriegsende wieder auf- und Teile des Hauses zu einem privaten Kino umgebaut. Nach der letzten Modernisierung 1993 präsentierte sich sein Inneres vor allem nüchtern-funktional, auf jeden Fall nicht unbedingt optisch aufsehenerregend.

„Der große Saal im MKC hatte eine abgehängte, glatte Gipskartondecke mit zahlreichen Öffnungen für die alte Lüftungsanlage. Bei unserer ersten Bestandsaufnahme öffneten wir diese Unterdecke und konnten die ursprüngliche Decke aus dem Jahr 1913 erkennen. Diese hatte zwar auch eine glatte Oberfläche, verfügte jedoch über umlaufende Vouten zu den aufgehenden Wänden mit einem Radius von circa 500 mm. Ebenfalls waren bereits im Bestand Wandpfeiler im Bereich der Emporen vorzufinden, die das sich nach oben verjüngende Mauerwerk stabilisierten. Aus diesen Raummerkmalen entwickelten wir das heutige Erscheinungsbild des Saales“, erläutert Architekt Lutz Grabowski die Hintergründe der Sanierung und der neuen Gestaltung. Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit Trockenbauprofi Detlef Damm und dessen Mitarbeitern.

Brandschutztechnische Ertüchtigung machte den Anfang

In neun Monaten Bauzeit schuf das Team von Möbel-Damm einen Veranstaltungssaal, der Augen und Ohren erfreut. Den Anfang machte jedoch der Brandschutz: „Zunächst mussten im Keller des MKC einige Stahlträger und die Untergurte der Kappendecke auf F 90-A-Qualität gebracht werden. Hierfür haben wir diese mit 25 mm starken, vliesarmierten ,Glasroc F’-Feuerschutzplatten bekleidet. Anschließend haben wir uns dann dem Brandschutz im großen Saal gewidmet“, berichtet Detlef Damm.

Nach der Demontage der alten Unterdecke und der darüber befindlichen historischen Rohrputzdecke befestigte das Ausbauteam zunächst eine Holzunterkonstruktion an einer neuen Holzschalung, die wiederum an den Untergurten der Dachbinder montiert war. Die rund 226 m2 große Deckenfläche wurde anschließend mit zwei Lagen (200 mm + 60 mm) nichtbrennbarer Mineralwolle („Isover Integra ZKF 1-032“) gedämmt und anschließend zweilagig mit „Rigips Feuerschutzplatten RF“ (12,5 mm) gemäß Rigips-System „DA41RF“ beplankt. Darüber hinaus wurden zwei Schachtentrauchungen im Saal und auf der Bühne durch Schachtwände inklusive Wärmedämmung hergestellt. „Mit der neuen Deckenkonstruktion in F 30-B wurde dem Saal zum einen seine ursprüngliche Deckenhöhe von rund sieben Metern zurückgegeben. Immerhin ist das ein ganzer Meter mehr als vorher. Zum anderen bildet die Brandschutzdecke eine solide Basis für alle weiteren Maßnahmen, die das Erscheinungsbild des neuen MKC nachhaltig prägen sollten“, so Detlef Damm.

Untergurte und geschwungene Übergänge als raumprägende Stilelemente

Die bislang durchgängig glatte Brandschutzdecke wurde in einem nächsten Schritt in fünf Felder gegliedert. Hierzu wurden Untergurte (530 x 530 mm) aus verzinkten Stahlblechprofilen erstellt und dreiseitig mit „Rigidur H“-Gipsfaserplatten beplankt. Die Übergänge zwischen Untergurten und Deckenfeldern wurden als Viertelschale mit einem Radius von 1.300 mm gestaltet und mittels höhenversetzter Metall-Unterkonstruktion befestigt. „Die Untergurte laufen an beiden Saalseiten auf jeweils einen gerundeten Unterzug aus. Die insgesamt zehn gerundeten Auflager wurden als Zierelemente aus zwei Lagen biegsamer ,Rigips GK-Form’-Platten mit einem Radius von 240 mm erstellt. Alle fünf Deckenfelder erhielten anschließend zusätzlich noch eine umlaufende Lichtvoute aus vorgefertigten Formteilen. Mit der darin verborgenen indirekten LED-Beleuchtung lassen sich alle RGB-Farben und somit unterschiedliche Lichtstimmungen im gesamten Saal erzeugen“, erklärt Detlef Damm.

Und auch in den Emporen wurden die geschwungenen Formen konstruktiv aufgegriffen: An den Längswänden des Saals laufen die gegebenen fünf Emporenfelder wiederum mit einer Viertelschale aus gebogenen Formteilen in einem Radius von 525 mm aus. Hinter diesen gebogenen Formteilen verbergen sich sämtliche Lüftungs- und Elektroinstallationen. Die Luftauslässe der neuen Belüftungsanlage finden sich in den rund 1.300 mm tief abgehängten Deckenfeldern der Empore, die eine Beplankung aus raumakustisch wirksamen und luftreinigenden „Rigitone Air 12-20/66“-Platten erhielten.

Für die Brüstung der Empore wurden ebenfalls spezielle Formteile in der hauseigenen Werkstatt der Möbel-Damm GmbH erstellt. Hierfür wurde eine Unterkonstruktion aus plattenförmiger Spantenkonstruktion mit längs durchgehenden CD-Deckenprofilen und darauf befestigtem Formelement mit zwei Lagen „Rigips GK-Form“ beplankt.

Abgetreppte Bekleidung über der Bühne

Über der Bühne mussten die Trockenbauprofis um Detlef Damm noch eine weitere Sonderkonstruktion erstellen. Unter den dort vorgesehen Lüftungsauslässen sollte eine um 45 Gradgeneigte Abtreppung aus sechs Feldern auf einer Breite von 885 mm zwischen 300 und 600 mm tief abgehängt werden. „Hierfür haben wir zunächst eine entsprechend abgetreppte Unterkonstruktion aus CD 60/27-05-Pofilen erstellt. Die einzelnen Plattenfelder wurden dann exakt aus ,Rigidur H’-Gipsfaserplatten auf die benötigte Breite von 190 mm zugeschnitten und mit der Unterkonstruktion verschraubt.“

Technisch weniger komplex, aber für das neue Erscheinungsbild des gesamten MKC nicht minder wichtig, waren die Arbeiten des Ausbauteams in den Foyer-, Gastronomie- und Sanitärbereichen: Dort wurden unter anderem abgehängte Decken mit Lochplattenfeldern und diverse Vorsatzschalen montiert. Sämtliche ungelochten Flächen sind abschließend in Q3-Qualität gespachtelt worden.


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