Sprinklerrohrleitungen aus Kunststoff für den Brandschutz

Moderne Technik hinter historischer Fassade

Seit über 130 Jahren prägt die „Alte Oberpostdirektion“ das Stadtbild in der Hamburger Innenstadt. Der Gebäudekomplex erstreckt sich über eine Länge von 300 m und beeindruckt besonders durch sein palastartiges Hauptgebäude im Stil der Neorenaissance. Rund 150 Mio. Euro wurden seit 2011 investiert, um das denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren und zu erweitern. Entstanden sind Büro- und Einzelhandelsflächen mit moderner Gebäude­technik u.a. im Bereich des Brandschutzes hinter historischer Fassade.

Der rund 14.000 m2 große Mittelbau besteht aus dem historischen, dreigeschossigen Baukörper von 1887 am Gorch-Fock-Wall, einem zweigeschossigen Gebäude aus den 1920er Jahren entlang des Dammtorwalls sowie der verglasten Semperhalle. Der Komplex wurde nach Plänen des Büros LH Architekten unter Beibehaltung der historischen Fassade zu modernen Büro- und Einzelhandelsflächen entwickelt. Neu entstanden ist neben einer zweigeschossigen Tiefgarage inklusive Technikflächen eine gläserne Aufstockung, die den Gebäudeteil am Gorch-Fock-Wall auf vier Vollgeschosse erweitert. Das Gebäude am Dammtorwall wurde um einen fünfgeschossigen, verglasten Aufbau erweitert. Die zentrale Glashalle mit ihrer Stahlkonstruktion blieb ebenso erhalten wie zwei historische Treppenhäuser. 2018 wurden die Sanierungsarbeiten abgeschlossen.

Um bei einem Brand für die nötige Sicherheit zu sorgen, wurde im gesamten Gebäudekomplex das „Aquatherm red pipe“-System eingesetzt. Dabei handelt es sich um das erste Kunststoff-Sprinklerrohrleitungssystem, das von der VDS Schadenverhütung GmbH zertifiziert wurde. Das Produkt stammt von Aquatherm, einem Hersteller von Kunststoff-Rohrleitungssystemen aus Polypropylen für den Anlagenbau und die Haustechnik.

Verlegung direkt im Beton

„Da im Objekt Hohlkörperdecken eingesetzt wurden, musste das Sprinklersystem aus Platzgründen im Beton verlegt werden. Aus früheren Projekten kannten wir bereits die Produkte von Aquatherm und entschieden uns aufgrund der sehr guten Erfahrungen für ‚Aquatherm red pipe‘“, erklärt Wolfgang Börger, Senior Fachspezialist Feuerlöschtechnik der Planungsgruppe M+M AG in Hamburg.

Verlegt wurde das Nasssystem als Sprinklerstrangrohr und Verteilerleitung mit dem Durchmesser 40 mm direkt im Beton der Hohlkörperdecken. Trotz der bei dieser Deckenart eingesetzten Luftkammern, die für einen geringeren Betonbedarf sorgen und damit zu statischen sowie architektonischen Vorteilen führen, konnte das System aufgrund seiner Flexibilität problemlos in die Geschossdecken integriert werden. Insgesamt kamen rund 3000 m des Sprinklerrohrleitungssystem zum Einsatz, die aufgrund der platzsparenden und unsichtbaren Verlegeart in Beton höchste gestalterische Freiheit in Hinblick auf die Ausgestaltung der Decke ermöglichten. 

Die Verlegung in Beton wird durch das besondere Material ermöglicht: das Produkt besteht aus dem Kunststoff Polypropylen, konkret aus dem vom Hersteller entwickelten Werkstoff „Fusiolen PP-R FS“. Dieser bietet durch seine schwerentflammbaren Eigenschaften (Baustoffklasse B1) und seine Korrosionsbeständigkeit eine hohe Sicherheit. Zum Vergleich: Metallene Sprinklersysteme können nur unter Verwendung von speziellen Schutzmaßnahmen in Beton verlegt werden. Grund dafür ist Korrosion, die unweigerlich auftritt, wenn Metall und feuchter Beton aufeinandertreffen. Der spezielle Schutz von metallenen Rohrsystemen macht die Verlegung in Beton aufwändig und teuer.

Das Rohrleitungssystem wurde dank Fusion zu einer homogenen, stoffschlüssigen und somit sicheren Einheit verbunden. Dafür werden Rohr und Fitting mit Hilfe hierfür vorgesehener Werkzeuge kurz angewärmt und anschließend einfach zusammengefügt.

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