Interview mit Peter Ohmberger

Dienstleistungen für Brandschutzexperten

Jemandem, der sich mit Brandschutztechnik beschäftigt, die Firma Hekatron vorzustellen, hieße Eulen nach Athen tragen. Das Unternehmen aus Sulzburg hat sich seit über 50 Jahren als Anbieter von Brandschutztechnik – vor allem von Rauch- und Brandmeldetechnik – einen Namen gemacht. Doch Hekatron will sich vom Produkthersteller zum System- und Lösungsanbieter wandeln und hat jüngst sein Angebot im Bereich Dienstleistungen und Service ausgebaut. Die BS BRANDSCHUTZ-Redaktion hat bei Peter Ohmberger (Geschäftsführer der Hekatron Vertriebs GmbH) nachgehakt, welche Ziele damit verfolgt werden sollen.

BS BRANDSCHUTZ: Herr Ohmberger, über 50 Jahre hat es für Hekatron ausgereicht und sich sicher gelohnt, hochwertige Brandschutzprodukte herzustellen. Zur Messe Security 2016 haben Sie sich erstmalig mit der Dienstleistungsmarke „HPlus“ präsentiert. Ist das Geschäft nicht mehr auskömmlich genug oder was sind die Beweggründe für den Wandel?

Ohmberger: Wir können nach wie vor gut vom Produktverkauf leen. Das für uns zum Produkt die Dienstleistung gehört, vom ersten Kundenkontakt an, war uns immer sehr wichtig. Unsere Vertriebsingenieure stehen mit Facherrichtern und Planern im engen Austausch. Die Projektierungsabteilung in Sulzburg unterstützt bei der Planung und unser Werkskundendienst steht rund um die Uhr zur Verfügung. Mit „HPlus“ heben wir das Thema „Dienstleistung“ auf eine andere Ebene. Um unsere Produkte herum bieten wir unseren Kunden hochwertige Services und Dienstleistungen an.

Unsere Kunden erwarten nicht nur hervorragende Produkte sondern auch Service und Dienstleistung. Da wir diese Fachkompetenz haben, werden wir diese zukünftig noch intensiver für unsere Kunden und Partner einsetzen.

BS BRANDSCHUTZ: Welche Bausteine stecken nun genau hinter „HPlus“?

Ohmberger: „HPlus“ besteht heute aus den Bausteinen Planung, Finanzierung, Personal und Vernetzung. Mit dem Baustein „Planung“ wird unser Hekatron-Ausschreibungsassistent unsere Partner effizient und effektiv unterstützen. Hinter dem Baustein „Finanzierung“ verbergen sich neue Leasingmöglichkeiten für Facherrichter und Betreiber. Mit Hekatron als Partner können sowohl Produkte als auch ganze Anlagen geleast werden. So ist der Invest für unsere Kunden überschaubar und wir leben damit echte Partnerschaft.

Beim Thema Personal unterstützen wir unsere Partner bei verschiedenen Personalfragen. Dazu gehören sowohl Qualifizierung und Weiterbildung als auch ganz konkrete personelle Unterstützung. Dies ist gerade z.B. für unsere Facherrichter essentiell – so können wir das Branchenproblem des Fachkräftemangels, gemeinsam lösen. Die Vernetzung von Menschen, Produkten und Unternehmen bildet den vierten und letzten Baustein des „HPlus“-Dienstleistungsportfolios. Hekatron sieht sich hier als Innovator und pragmatischer Umsetzer – damit unsere Partner nachhaltig am Markt erfolgreich sein können.

BS BRANDSCHUTZ: Die Planungs- und Projektunterstützung ist etwas, das man einem Hersteller sicher ohne Weiteres zutraut. Aber wagen Sie sich mit Leasingangeboten und Personalunterstützung nicht auf zu unbekanntes Terrain?

Ohmberger: Unser Ziel ist es nicht als Finanzdienstleister aufzutreten. Unsere Unternehmensphilosophie baut auf Fachkenntnisse und Erfahrung auf. Deshalb arbeiten wir hier mit dem Spezialisten Grenke AG zusammen, die als Leasing-Experten dem Mittelstand Modelle bietet, um Infrastrukturprojekte wirtschaftlich zu leasen, anstatt sie kapitalbindend zu kaufen. Dies erlaubt dem Betreiber eine situationsgerechte, an seinen Möglichkeiten orientierte Finanzierung. Auch sehr umfangreiche Modernisierungen und Erweiterungen von Anlagen lassen sich dank Leasing auf einmal und sozusagen technisch aus einem Guss realisieren. Die Personalunterstützung bietet Bewährtes und Neues. Hekatron schult jährlich über 7.000 Fachkräfte bundesweit. Zu den bewährten Personaldienstleistungen gehören dementsprechend das Hekatron-Kundenschulungszentrum, der Hekatron-Werkskundendienst und ganz neu Hekatron „youMOVE“, das Weiterbildungsprogramm zur IHK-zertifizierten Junior-Fachkraft im anlagentechnischen Brandschutz. Dieses Programm wird stetig weiterentwickelt. Neue Module und weitere Zertifizierungen sind in Planung.

BS BRANDSCHUTZ: Mit dem Hekatron-Serviceportal und Hekatron „Remote“ kommen auf Sie weitere Aufgabenfelder hinzu, bei denen auch Aspekte wie Datensicherheit und -verfügbarkeit im äußerst sensiblen Bereich der Brandschutztechnik eine Rolle spielen. Sind Sie gerüstet für das digitale Zeitalter?

Ohmberger: Hekatron beschäftigt sich nicht erst seit heute mit der Digitalisierung in unserer Branche. Die Vernetzung der Systeme und Produkte erfordert ein ganzheitliches Konzept mit zielgerichteten Lösungen. Hier sind wir mit Sicherheit auch Taktgeber und Vordenker. Wir werden immer die Sicherheit für die Daten unserer Kunden und Partner garantieren. Die Zukunft ist vernetzt und digital – Hekatron ist bestens darauf vorbereitet.

BS BRANDSCHUTZ: Haben Sie bei der Entwicklung von „HPlus“ im Vorfeld Ihre Kunden – also Fachplaner, Facherrichter und Betreiber – mit einbezogen, um zu vermeiden, dass Sie Angebote entwickeln und forcieren, die vom Markt gar nicht nachgefragt werden?

Ohmberger: Über 50 Jahre Erfolg im Brandschutz-Markt ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von praxisorientierten Lösungen, die gemeinsam mit unseren Kunden entwickelt werden. Was auf den Markt kommt, ist erprobt und wird unsere Kunden in ihrer Arbeit und im Marktumfeld deutlich voranbringen. Hekatron sieht sich als der sichere Partner – deshalb werden wir immer den Nutzen für unsere Kunden in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen.

BS BRANDSCHUTZ: Apropos Vernetzung: Hekatron gehört wie 23 weitere Unternehmen zur Schweizer Securitas-Gruppe. Welche Synergien können Sie dadurch nutzen und welche Vorteile ergeben sich evtl. auch für Ihre Kunden?

Ohmberger: Dazu muss man wissen, dass sich die 23 Unternehmen auf die zwei Unternehmensbereiche „Sicherheitsdienstleistungen“ sowie „Alarm- und Sicherheitssysteme“ verteilen. Die Sicherheitsdienstleistungen reichen von der Verkehrsregelung über Bewachungsdienste von Gebäuden und Arealen bis hin zum Personenschutz. Im Unternehmensbereich Alarm- und Sicherheitssysteme sind Unternehmen aus der Technischen Gebäudeausrüstung beheimatet, also Brandmelde- und Einbruchmeldetechnik, Löschanlagen, Zutrittskontrolle und Videoüberwachung.

Insbesondere mit den Wiener Kollegen von Schrack Seconot und der Schweizer Securiton besteht eine enge Zusammenarbeit. Alle drei Unternehmen sind sogenannte Kompetenzzentren (KPZ). In Wien befindet sich das KPZ für Brandmelderzentralen, in Zollikofen bei Bern ist das KPZ für die Sonderbrandmeldetechnik wie z.B. Rauchansaugmelder und wir in Sulzburg sind KPZ für Brandmelder und Sensorik. Das heißt, dass in einer Brandmeldeanlage das Know-how der drei Unternehmen zusammenfließt. Für die Kunden ist daher gut zu wissen, dass alle Produkte/ Dienstleistungen des anlagentechnischen Brandschutzes aus gruppeneigener Entwicklung stammen. Zudem ist die Securitas-Gruppe familiengeführt, eigenfinanziert und unabhängig. Das sind Werte, die uns und gerade unseren Kunden sehr wichtig sind. Das macht auch den Unterschied zum Wettbewerb aus – mit uns können unsere Kunden langfristig planen, denn Hekatron wird es auch in 50 Jahren noch geben.

BS BRANDSCHUTZ: Vielen Dank, Herr Ohmberger, für das Interview.

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