Auferstanden aus Ruinen

Brandschutz in der Kirche

Die St. Martha Kirche in Nürnberg überstand mehr oder weniger unbeschädigt mehrere Jahrhunderte. Doch am 5. Juni 2014 zerstörte ein Feuer das Gotteshaus fast vollständig. Um das Risiko zu minimieren, wurde in einen umfassenden Brandschutz investiert, u.a. in anlagentechnische Lösungen von Hekatron Brandschutz.

Die 1385 geweihte Kirche St. Martha in Nürnberg brannte am 5. Juni 2014 lichterloh. Die Schäden an dem Gotteshaus waren so groß, dass anfangs nicht einmal feststand, ob das spätgotische Bauwerk in seiner ursprünglichen Gestalt überhaupt wiederaufgebaut werden könne. Nicht einmal im Zweiten Weltkrieg war die einzige evangelisch-reformierte Kirche Nürnbergs so stark beschädigt worden. Der Schock saß dementsprechend tief. Auch Pfarrer Dieter Krabbe fühlte sich angesichts der fast vollständigen Zerstörung der Kirche zunächst hilflos. Doch die Gemeinde fand die Kraft, nach vorn zu schauen und die Krise als einen Neuanfang zu begreifen. Zeitnah wurde entschieden, die Kirche wird wiederaufzubauen.

Schwelbrand verursachte Katastrophe

Die Brandursache konnte zwar nicht vollständig geklärt werden, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit löste ein Schwelbrand im Dachstuhl die Zerstörung aus. Vielleicht, so Georg Rieger, Koordinator des Wiederaufbaus der St. Martha Kirche, entzündete die bei der Beseitigung des Taubenkots eingesetzte Wärme das Feuer. Was es auch gewesen war, Fakt ist: Der Schwelbrand blieb unentdeckt und konnte sich zu einem Großfeuer entwickeln. Die jahrhundertealten Balken sowie die Emporen und die Orgel verbrannten komplett. Die enorme Feuerhitze ließ sogar Teile des Mauer­werks abplatzen. Der hitzeempfindliche Sandstein wurde durch das Feuer so geschädigt, dass einzelne Wände sogar einsturzgefährdet waren und beim Wiederaufbau mit Stahl verankert werden mussten. „Zum Glück waren jedoch unsere wertvollen, farbig bemalten Original-Glasfenster aus der Zeit um 1400 intakt geblieben“, so Rieger. Sie waren kurz zuvor aufgrund von Restaurierungsarbeiten ausgebaut worden.

Die Hoffnung, dass der Wiederaufbau innerhalb von zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein würde, zerschlug sich jedoch schnell. Viereinhalb Jahre dauerte die Sanierung letztlich. Umgesetzt wurde der Entwurf des Münchner Architekten Florian Nagler. Auch, weil er am besten verstanden hatte, was die Gemeinde sich wünschte. „Wir wollten die Sanierung als Chance für einen Neuanfang nutzen“, so Pfarrer Dieter Krabbe. Deshalb wurde die am 10. November 2018 offiziell eröffnete Kirche so gestaltet, dass „wir neben dem Gottesdienst hier, in diesem Kirchen­raum, viele Arten von Konzerten, Versammlungen und auch diakonische Projekte durchführen können – ganz im Sinne der Namensgeberin der ­Kirche: Martha“.

Umfassende Sanierung

Naglers Entwurf folgte dabei auch dem Auftrag des Denkmalschutzes: Rekonstruktion nein, Ergänzung ja. Für eine moderne, helle und aufgeräumte Optik sorgen Sandstein, Lehmboden und Holzverkleidungen aus Weißtanne. Insgesamt 12 Mio. € kostete am Ende die Auferstehung der Kirche. Anfänglich gingen die Verantwortlichen noch von sechs Mio. € aus.

Die Brandschutzversicherung übernimmt mit neun Mio. € den Großteil der Kosten. 850.000 € spendete die Öffentlichkeit, etwa 600.000 € kommen aus einem Baufonds der evangelisch-reformierten Kirche in Bayern und den Rest trägt die Gemeinde. Denn sie hatte sich bewusst dafür entschieden, über die reine Wiederherstellung des Zerstörten hinaus zu gehen. Investiert wurde beispielsweise in eine Fußbodenheizung, eine moderne Lichtanlage und neue Toilettenhäuschen. Im Fokus von Kirche und Planern stand aber auch der Brandschutz.

Brandschutz auf der Höhe der Zeit

Das Herzstück des neuen Brandschutzkonzeptes, das in Zusammenarbeit mit Hekatron ­Brandschutz erarbeitet wurde, sind zwei Rauchansaugsysteme. Diese installierte der Errichter Michael Bosch von Jürgen Bosch GmbH ­Elektro- und Alarmsysteme im Dachstuhl der Kirche. Ein Rauchansaugsystem überwacht mit zwei Ansaugöffnungen im Hauptschiff, jeweils zwei in den Nebenschiffen und zwei im Altarraum den gesamten Kirchenraum. Und da der Dachboden der Marthakirche selbst sechs Meter und höher ist, detektiert hier eine zweite Anlage ebenfalls über mehrere Ansaugöffnungen jegliche Rauchentwicklung. Die wenige Millimeter großen Ansaugöffnungen sind vom Kirchenraum aus nicht zu sehen und stören damit „in keinster Weise die Optik“, findet Georg Rieger.

In den Nebenschiffen, die fünf Meter hoch sind und damit als eigene Räume gelten, wurden zusätzlich jeweils zwei Rauchwarnmelder des Typs „ASD 535“ der Firma Hekatron eingebaut. Alle Brandmelder und die Rauchansaugsysteme sind über eine Brandmelderzentrale direkt mit der Feuerwehr verbunden. Wird ein Alarm ausgelöst, rückt die Feuerwehr sofort an.

Um der Feuerwehr die Orientierung zu erleichtern, löst die Brandmeldeanlage auch die sogenannte Blitzleuchte an der Straßenfront aus. Welcher Melder Rauch detektierte, sieht die Feuerwehr im Feuerwehrinformationszentrum im Nebengebäude der Kirche. Hier befinden sich auch die Laufkarten und der Tresor mit dem Schlüssel für das Tor der Kirche.

Besser als andere Kirchen geschützt

Auf den Einbau einer Sprinkleranlage wurde laut Rieger zwar verzichtet, dafür wurde aber eine Trockensteigleitung eingebaut, die im Ernstfall für die Feuerwehr Wasser in den Dachboden führt. Um die Ausbreitung eines Feuers zu erschweren, wurden an neuralgischen Stellen auch Türen und Treppen eingebaut, die einem Brand mindestens 30 Minuten widerstehen – T 30-­T­üren, die den Anforderungen der DIN 18095 entsprechen. Da eine schnelle Reaktion die Ausbreitung von Bränden verhindert, gibt es an mehreren Standorten der Kirche auch Feuerlöscher. Auch Handfeuermelder wurden installiert, mit denen Besucher direkt einen Alarm auslösen können.

Die Selbstrettung sollen drei Lautsprecher erleichtern, über die im Notfall ein in der ge­samten Kirche hörbarer akustischer Alarm ausgegeben wird. Der akustische Warnton wird von der eingebauten Brandmeldeanlage initial beauftragt, den Weg aus der Kirche weisen dezente Fluchtwegmarkierungen und ein Fluchtwegplan an beiden Seiten der Kirche. Die Notfallbeleuchtung wurde so ausgelegt, dass selbst bei einem Stromausfall noch eine Zeitlang die Ausgänge erkennbar sind. Zudem sichert der von der Feuerwehr genehmigte Bestuhlungsplan des Kirchenraums die Sicherheit der Besucher. Auch als Schutz vor möglichen Brandstiftern entschied sich die Gemeinde laut Rieger für den Einbau einer Einbruchmeldeanlage. Allesamt Maßnahmen, die das Gotteshaus vor einem erneuten Inferno schützen und „uns ein enormes Sicherheitsgefühl vermitteln“, so Rieger.

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