Elektronische Fluchtwegsteuerung

DIN EN 13637 ermöglicht zusätzliche Schutzfunktionen

Die neue Norm EN 13637 für elektronisch gesteuerte Fluchttüren erlaubt Zeitverzögerungen bis zu 15 sek, um einen Missbrauch von Notausgängen zu verhindern. Das bietet zusätzlichen Schutz – vor Diebstahl etwa oder wenn im Kindergarten der Notausgang auf eine befahrene Straße führt. Andererseits muss diese Blockierung im Brandfall zuverlässig aufgehoben werden. Die geeignete Rettungswegtechnik ermöglicht hier sinnvolle Kompromisse.

Auf der Grundlage der neuen EN 13637 lassen sich Fluchttüren besser gegen missbräuchliche Benutzung absichern. Die Norm bietet einheitliche Anforderungen an Produkte für aktuelle Sicherheitskonzepte und größeren Spielraum bei der Produktgestaltung in der Rettungswegtechnik. Dieses Potenzial lässt sich mit neuen, mechatronischen Produkten für die Tür ausschöpfen. Nach Harmonisierung und der Koexistenzphase wird die DIN EN 13637 die aktuell in Deutschland gültige Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme von Türen in Rettungswegen (EltVTR) ablösen. Da momentan aber noch die EltVTR für den deutschen Markt verbindlich ist, sind die Produkte auf dem Markt für elektronisch gesteuerte Fluchttüren auch nach EltVTR geprüft. Das Ziel der neuen Norm spiegelt sich bereits in ihrem Namen „Elektrisch gesteuerte Fluchttüranlagen“ wider. Dahinter steht der Gedanke eines vollständigen Systems, das alle Anforderungen an eine Rettungswegtür in einer funktionellen Einheit umsetzt. Bisher bestanden die Komponenten an einer Rettungswegtür aus Schloss und Beschlag sowie einer Rettungswegabsicherung mit Magnet und Nottaster. Das sind vier Produkte, die nicht zwingend miteinander funktionell verbunden sind. Künftig wird der Systemgedanke zu vollständigen Fluchttüranlagen führen und die Einzelfunktionen in einem einzigen Produkt vereinen. Mit der neuen „ePED-Technologie“ (electrically controlled Panic Exit Device) bietet Assa Abloy eine solche Systemlösung an, die Architekten, Planern und Objektetreibern die Gestaltungsmöglichkeiten der neuen Norm erschließt.

Neue Funktionen an der Tür

Mit „ePED“ lassen sich drei wichtige Vorteile in der Absicherung von Fluchttüren realisieren: Der erste ist das Zusammenführen verschiedener Technikelemente in einem einzigen Bauteil an der Tür. So können der mechanische Verschluss, die Absicherung der Tür und die Notbetätigung in einem Produkt vereint werden – hier zu sehen an der gesteuerten „ePED-Druckstange“ mit integriertem Displayterminal. Zweitens verknüpft „ePED“ die Funktionalität der Fluchttürtechnik mit dem firmenspezifischen Bussystem „Hi-O“. Das bedeutet, dass die Tür über Bus steuerbar ist und neue Funktionen problemlos nachgerüstet werden können. Der dritte Vorteil, den die ePED-Technologie bietet, ist die Regelung der zeitverzögerten Freigabe einer Fluchttür. Da eine verzögerte Freigabe im Hinblick auf die Personensicherheit eine sehr kritische Anwendung ist, müssen die Gründe für diese Option im Einzelfall definiert sein und diese Anforderung in ein Sicherheitskonzept des Gebäudes eingebunden sein. Die Option bedeutet also nicht, dass eine Zeitverzögerung in jedem Fall erlaubt ist. Generell umsetzbar sind aber zwei Varianten: zum einen eine lokal gesteuerte Freigabe mit einer Verzögerung bis zu 15 sek und zum anderen eine zentral gesteuerte Verzögerung über die zentrale Fluchtwegsteuerung. Hier sind bis zu 180 sek Verzögerung möglich.

Die zentrale Fluchtwegsteuerung ist eine Intention der DIN EN 13637: Ein Fluchtweg besteht nicht nur aus einer einzigen Fluchttür, sondern ist meist ein Weg aus einem Gebäude, der durch mehrere Türen führt. Bei einer zentralen Steuerung sind sämtliche Fluchttüren eines Objekts über Ethernet miteinander vernetzt. Das System besteht also nicht mehr nur aus den Produkten an einer einzelnen Tür, sondern aus den Komponenten aller Fluchttüren. Die „ePED-Produkte“ sind in solchen zentralen Fluchtwegsteuerungen ebenfalls einsetzbar.

Hoher Nutzen für Objektbetreiber

Vor allem Objektbetreiber profitieren von Fluchttürabsicherungen nach DIN EN 13637: Verhindert werden können gewohnheitsmäßig verkürzte Ausgangswege des hauseigenen Personals oder eine beabsichtigte oder unbeabsichtigte Nutzung der Tür von fremden Personen bis hin zu Diebstählen. Eine weitere Zielgruppe für Fluchttürabsicherungen mit der Option der Zeitverzögerung sind Betreiber von Kindertagesstätten oder Einrichtungen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich wie Seniorenheime und Demenzstationen. Hier kann verhindert werden, dass Personen unbemerkt aus dem Haus gelangen und so in Gefahr geraten. Ein ganz anderes Einsatzgebiet für zeitverzögerte Fluchttürabsicherungen sind große öffentliche Gebäude wie Museen, Eventlocations oder beispielsweise Flughäfen.

Speziell bei der „ePED-Technologie“ gibt es noch weitere Vorteile: Durch Kombination der gesteuerten „ePED-Druckstange“ mit einem passenden Schloss ergibt sich eine erhöhte Einbruchsicherheit. Weiterhin bleiben Betreiber durch das „Hi-O-Bussystem“ bei der Nutzung ihrer Räumlichkeiten und der Türen flexibel. Geänderte Anforderungen lassen sich mit neuen Komponenten an der Tür realisieren und vernetzte Systeme sind leicht zu erweitern. Beispielsweise können eine mechanische Druckstange und ein geeignetes mechanisches Schloss durch eine gesteuerte „ePED-Druckstange“ ersetzt werden, wenn ein Kabelübergang an der Tür vorbereitet ist. Diese Flexibilität ist auch für Planer von Vorteil – sogar bei Neubauten, denn wenn Nutzungen erst später im Einzelnen bekannt werden, lassen sich Türen mit „ePED-Technologie“ sicher und schnell umfunktionieren.

Design und Montagefreundlichkeit

Auch Architekten dürften sich vom neuen Design des Display-Terminals und den kleineren Abmessungen angesprochen fühlen. Das System lässt sich in die Druckstange oder die Wand neben der Fluchttür integrieren und ist deutlich kompakter auf als bisherige Terminals. Was aber noch wichtiger ist: Im Display werden vier Module des klassischen Fluchtwegterminals integriert und so die Funktionen auf ein Element konzentriert. Der leuchtende LED-Rahmen bei der Wandversion ist darüber hinaus auch unter erschwerten Bedingungen wie bei Rauchbildung gut zu sehen.

Die Montage der „ePED-Druckstange“ ist für Verarbeiter wenig aufwendig, da sämtliche Funktionen in nur einem Bauelement untergebracht sind. Am einfachsten zu montieren ist die Druckstange: Hier wird nur ein 24V-Anschluss im Kabelübergang benötigt.

Die „ePED-Technologie“ umfasst eine komplette Produktfamilie in verschiedenen Abstufungen. Hierzu zählt das Standardterminal im Schalterdesign, das Display-Terminal in Kombination mit einer Fluchttürverriegelung sowie die gesteuerte Druckstange mit integriertem Display-Terminal. Das Display mit Touch-Funktion ist bisher einzigartig am Markt. Einen Impuls zur Entwicklung gab ebenfalls die DIN EN 13637: Ziel war eine Technik, die alle Bedienfunktionen des Rettungswegterminals komfortabel und nutzerfreundlich integrieren kann.

Broschüre zur Planung von Fluchtwegen

Je früher das Thema Fluchtwege in die Planung von Neubau- oder Umbaumaßnahmen eines Gebäudes einfließt, umso besser lassen sich spezielle Anforderungen und Vernetzungen realisieren. Der Ratgeber „Leben und Eigentum richtig schützen“ der Assa Abloy Sicherheitstechnik GmbH veranschaulicht anhand einer Fragenmatrix und Panikrisikoeinschätzung die Auswahl der geeigneten Sicherungssysteme für Türen in Fluchtwegen. Ein ausführliches Kapitel, worauf jeweils in der baulichen Umsetzung geachtet werden muss und wie sich die Leistungsklassen der EN-Normen voneinander unterscheiden, rundet die Informationen in der Broschüre ab. Für weitere spezifische Fragestellungen empfiehlt sich die Beratung durch einen adäquaten Fachberater.

Über www.bit.ly/3Amrc3l finden Sie den Weg zum Download der kostenlosen Broschüre.

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