Stadionumbau im laufenden Spielbetrieb
Brandschutztüren für Bundesliga-StadionDie MHP Arena in Stuttgart wurde für die vergangene Europameisterschaft mit einer Investition von 140 Mio. € und einer Bauzeit von zwei Jahren aufgerüstet. 124 Türen und Schiebetore von Novoferm wurden verbaut. Die Modernisierung erfolgte während des laufenden Spielbetriebs, was für die Planer und ausführenden Unternehmen einige Herausforderungen darstellte.
Pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft 2024 wurde die MHP Arena durch Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen aufgerüstet und erweitert.
Bild: Novoferm / Nico Walke
Das ortsansässige Büro asp Architekten GmbH plante und begleitete den Umbau des Stuttgarter Stadions, das östlich des Stadtzentrums an der Mercedesstraße liegt. Insgesamt 7.500 m2 zusätzliche Fläche stehen in der Arena jetzt sowohl während Fußballspielen als auch für Messen, Tagungen und andere Events zur Verfügung. „Viele Mehrwerte und Vorteile auf praktisch allen Ebenen“ schreibt VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle der Modernisierung des Stuttgarter Stadions zu.
Nachhaltige Struktur und klare Gestaltung
Für die Erweiterung der Haupttribüne und des neuen Business Centers war es notwendig, den Bestandsbau zu Mercedesstraße hin auszubauen. Dabei konnte der Rohbau weitestgehend erhalten werden. Für das Architekturbüro war es wichtig, möglichst viel des Abbruchmaterials für die Neubaumaßnahmen weiter- und wiederzuverwenden. Mit Unterstützung ihres Partners Concular konnte 100 % des abgebrochenen Betons – hauptsächlich aus dem alten Unterrang – zu Recycling-Beton umgewandelt werden. Das recycelte Material macht über zwei Drittel der Neubaumaßnahmen aus, für den Rest kam CO2–reduzierter Beton zum Einsatz. Bauteile, die vor Ort keine Verwendung fanden, wurden durch Concular weitervermittelt.
Das Herzstück im Inneren des Stadions bildet der Bereich der Spielerkabinen unter der Haupttribüne. Hier setzten die verantwortlichen Architekten bewusst einerseits auf organische, fließende Raumstrukturen, die für den Willen stehen, sich als Gemeinschaft etwas Großes aufzubauen. Auf der anderen Seite besticht der neu entstandene Spielerbereich durch architektonische Transparenz: Unverputzte Wände, offene Decken und sichtbare Technik schaffen einen rohen, unfertigen Loft-Charakter.
Im Bereich der Spielerkabinen wurden insgesamt drei „NovoSlide Industry“ Schiebetore eingebaut – zwei davon in EI90-Ausführung, eines als Mehrzweck-Schiebetor ohne Brandschutzanforderungen als optisches Gestaltungselement.
Bild: Novoferm / Nico Walke
Die aus Stahl gefertigten Brandschutz- und Mehrzwecktüren der Serie „NovoPorta Premio“ fügen sich auf dem Weg ins Innere des Stadions mit ihrer dezenten Oberflächengestaltung in das Gesamtdesign ein.
Bild: Novoferm / Nico Walke
Sicherheitsrelevante Türtechnik
Insgesamt kamen 124 Novoferm-Stahltüren vom System „NovoPorta Premio“ sowie drei „NovoSlide Industry“ Schiebetore bei dem Stadion-Umbau zum Einsatz – eines hiervon aus rein gestalterischen Gründen. Erstere wurden den jeweiligen Brand- und Schallschutzanforderungen nach in verschiedenen Varianten als Mehrzwecktüren von „T0“ bis „T90/EI90“, mit Schallschutzfunktion, in Panik- und Vollpanik-Ausführung nach DIN EN 1125 sowie mit Teilverglasung, Feststellanlagen, Verschlussüberwachung und Mehrfachverriegelung ausgeführt – dabei vorgerüstet für Antriebstechnik und Zutrittskontrollen. Verbaut wurden sie in direkter Umgebung der Spielerkabinen, im Technik- und Cateringbereich, dem Treppenhaus sowie verschiedenen Fluren, die bis zum Spielfeld führen, um auch im Brandfall die Sicherheit von Zuschauenden, Fußball-Profis und Stadion-Angestellten gewährleisten zu können. Denn Sicherheit und verlässliche Fluchtwege haben im Stadionbetrieb oberste Priorität. Im Brandfall schützen die ein- und zweiflügeligen Novoferm-Feuerschutztüren zuverlässig. Sie schaffen ein wichtiges Zeitfenster für Rettung und Flucht, sollte es nötig sein. Alle Türzargen wurden mit Mörtel hinterfüllt, um sowohl hohe Stabilität als auch eine lange Lebensdauer – auch bei höchster Beanspruchung – zu gewährleisten. Das Türsystem „NovoPorta Premio“ vereint dabei technische und gestalterische Anforderungen. Einheitlich in hauptsächlich weißer oder schwarzer Ausführung halten sich die Türen zugunsten der Innenraumgestaltung dezent zurück, ohne dabei im Hintergrund zu verschwinden.
Die neuen Schiebetore hingegen befinden sich ausschließlich im Bereich der Spielerkabinen. Nur zwei von ihnen müssen die Brandschutzanforderungen erfüllen und sind mit vierseitigem Dichtungssystem rauchdicht als „EI90 S200“-Variante ausgeführt. Das dritte Schiebetor, welches die Heimspielumkleide schließt, ist ein Mehrzwecktor und mit einer Feststellanlage versehen, wodurch es auf diese Weise bei Bedarf geöffnet bleibt. Passend zur Innenraumgestaltung soll es den industriellen Charakter unterstreichen, weshalb die sonst versteckte Übergabedose und Kabelführung bewusst sichtbar belassen wurden. Ein anderes Feuerschutz-Schiebetor befindet sich hinter einer schrägen Beton-Stütze. Visuell entsteht auf diese Weise der Eindruck, das Tor sei ähnlich schräg geformt und würde beim Öffnen in der Wand verschwinden – in Wahrheit steht es dahinter und ragt über die Betonschräge hinaus.
Durch die geschickte Platzierung hinter der schrägen Betonstütze wirkt es, als würde das Tor beim Öffnen in der Wand verschwinden. Als Brandschutztor löst es im Brandfall automatisch aus und trennt den Spieler- vom Gästebereich brandschutztechnisch ab.
Bild: Novoferm / Nico Walke
Hier wurde eine Schlupftür in ein Novoferm Schiebetor integriert. Die schwellenlose Schlupftür ohne unteres Anschlagprofil ermöglicht das Durchgehen ohne Stolpergefahr. Durch die nahezu planebene Optik ist die Tür zudem harmonisch in die Toranlage eingebunden.
Bild: Novoferm / Nico Walke
Herausforderung: Spielbetrieb
Während der Umbaumaßnahmen durfte der Spielbetrieb nicht eingestellt werden. 47.500 Zuschauer kamen an den Wochenenden, um ihre Mannschaften in der MHP Arena anzufeuern. „Vor den Spielen musste die Baustelle immer wieder aufgeräumt werden“, erinnert sich der Novoferm-Außendienst-Mitarbeiter Armin Wetzel. „Dadurch zog sich die Montage der Tore und Türen über Monate.“ Um den Mehraufwand so gut es ging einzudämmen, wurden nur ortsansässige Monteure eingesetzt. Kurze Anfahrtswege sorgten hierbei für die nötige Flexibilität, die es auf Baustellen solcher Dimensionen braucht. Armin Wetzel zeigt sich entspannt: „Alles steht und fällt mit der Montage. Wenn die gut läuft, macht auch die Baustelle keine Probleme – egal, welchen Herausforderungen man begegnen muss.“
Internationale Bühne
Nach einiger Verzögerung im Bauablauf aufgrund des schlechten Zustands des Bestandsfundaments konnte pünktlich zur Fußball-EM im Sommer 2024 die neue Haupttribüne des Stuttgarter Stadions mit voller Kapazität wiedereröffnet werden. Erstmals seit Baubeginn im Juni 2022 war so eine Besetzung aller 60.000 Plätze möglich. „Unser Ziel ist es, wieder regelmäßig die Bühne für ganz großen Sport zu sein“, so VfB-Chef Wehrle. Ein guter Anfang: Fünf internationale Länderspiele fanden während der Europameisterschaft 2024 mit mehr als einer Viertelmillion Zuschauer im drittgrößten Stadion der Bundesliga statt.
Bis zu 450 Arbeiter waren hierfür zu Hochzeiten auf der Baustelle anzutreffen. „Der Umbau konnte nur rechtzeitig gelingen, weil die Zusammenarbeit so partnerschaftlich und reibungslos verlief“, resümiert Armin Wetzel.