Schutz für unwiederbringliche Werte

Brandbekämpfung mit Gaslöschtechnik

Bereiche mit hoher Wertekonzentration, hochempfindlichen und unwiederbringlichen Schutzgütern wie Archive und Museen benötigen Brandschutzlösungen, die diese hohe Schutzbedürftigkeit berücksichtigen – vor allem wenn zudem noch eine hohe Brandlast vorliegt. Gaslöschanlagen sind in solchen Fällen oft eine gute Lösung.

Gesetzliche Richtlinien bilden die Grundlage für Brandschutzkonzepte, wobei dieser Schutz jedoch nur eine Grundsicherung darstellt. Weitere Risiken können wohl durch einen entsprechenden Versicherungsschutz abgesichert werden, ganzheitlicher Brandschutz geht hingegen einen entscheidenden Schritt weiter und betrachtet neben den individuellen Risiken in den spezifischen Bereichen auch die kundenseitigen Schutzziele. Auf Basis einer solchen individuellen Risikoanalyse und der definierten Schutzziele der Archiv- oder Museumsbetreiber können ganzheitliche Brandschutzlösungen entwickelt werden. So werden die Werte in diesen Bereichen vollumfänglich vor Bränden und möglichen Folgeschäden geschützt.

Wasserbasierte Löschsysteme sind für Museen und Archive oft keine passende Lösung. Sie sind zwar aufgrund ihrer hohen Wärmeaufnahmekapazität gut geeignet, Brände einzudämmen. Dort, wo besonders empfindliche und zu schützende Werte lagern, sind die Löschschäden jedoch häufig höher als die Brandschäden selbst. Als Alternative haben sich Brandbekämpfungssysteme mit Löschgasen bewährt. Sie stoppen Entstehungsbrände schnell und zuverlässig, ohne Schäden und Rückstände an Gebäuden und Gütern zu hinterlassen.

Effektives Löschen ohne Folgeschäden

Beim Einsatz von Gaslöschsystemen zur Brandbekämpfung bildet ein Brandfrüherkennungssystem die Basis einer ganzheitlichen Lösung. Denn je eher ein Brand in seiner frühen Phase erkannt wird, desto schneller können passende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Gaslöschsysteme arbeiten nach dem Prinzip, dass sie einem Brand die Grundlage zur weiteren Ausbreitung entziehen: Entweder ersticken die Löschgase den Brandherd, indem sie den Sauerstoff mit nicht verflüssigten Inertgasen oder mit Kohlendioxid aus seiner Umgebung verdrängen. Oder sie entziehen dem Feuer die nötige Wärmeenergie. Dieser Wärmeentzug kann mit einem chemischen Löschfluid wie „Novec 1230“ erfolgen. Der Vorteil solcher Systeme: Im Brandfall wird in einer sehr frühen Phase die weitere Ausbreitung des Brandes verhindert. Das Risiko von Brandfolgeschäden wird reduziert, Güter und Werte vor Schäden durch Feuer, Löschmittel oder Rauchkontamination effektiv geschützt. Diese Art von Brandschutz ist gleichzeitig auch Umweltschutz, da Umweltbelastungen durch die Entsorgung von Löschmitteln und Brandfolgeprodukten verhindert werden.

Gaslöschsysteme in der Praxis

Museen und Archive sind häufige Einsatzszenarien für die Anwendung von Gaslöschtechnik zur Brandbekämpfung. Die dort gelagerten Objekte sind oft sehr alt, einzigartig und damit meist unwiederbringlich. Sind sie zusätzlich in denkmalgeschützten Gebäuden untergebracht, müssen nicht nur die Werte im Gebäude, sondern auch das Gebäude selbst in besonderem Maße vor einem Brand geschützt werden.

Ein Beispiel hierfür ist das Frankfurter Senckenberg Forschungsinstitut und Museum. Im Rahmen von Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen des Museums zogen zahlreiche naturkundliche Sammlungen in neue Räumlichkeiten um.

„Das Museum platzt aus allen Nähten“, verkündete die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung bereits 2009 und gab damit den Start umfangreicher Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen des Frankfurter Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums bekannt. Um die teilweise einzigartigen, unwiederbringlichen Präparate in den Sammlungen der Ornithologie (Vögel), der Mammalogie (Säugetiere) und der Herpetologie (Amphibien und Reptilien) vor einer Zerstörung durch einen Brand und Folgeschäden durch Brände und Löschmittel zu schützen, wurden die Räume mit einer individuellen Brandschutzlösung bestehend aus Branderkennung sowie Brandbekämpfung mit einer Argon-Gaslöschanlage von Wagner ausgestattet.

In der Herpetologie sind die spezifischen Eigenschaften des Löschgases Argon besonders vorteilhaft: Ein großer Teil der Präparate ist in Alkohol konserviert. Würden die Behälter bei einem Brand beschädigt, würde sich der Alkohol auf dem Boden sammeln und eine rasend schnelle Brandausbreitung begünstigen. Dies wird durch den Einsatz der „Firexting Gaslöschanlage“ von Wagner verhindert. Das Löschgas Argon ist durch sein hohes spezifisches Gewicht schwerer als Luft und eignet sich daher ideal, um Bereiche mit Brandlasten in Bodennähe zu löschen. Es hinterlässt zudem nach dem Einbringen in den Schutzbereich keine Rückstände. Damit sind Folgeschäden auszuschließen.

Auch das 1908 erbaute Hauptgebäude des Senckenbergmuseums profitiert von dieser Lösung: Es steht unter Denkmalschutz. Die installierte Lösung schützt daher gleich mehrfach und nachhaltig. Dank der Kombination aus einem System zur Brandfrüherkennung und Gaslöschtechnik, die Brände gezielt ohne Folgeschäden löscht, erfahren Schutzbereiche mit hoher Wertkonzentration und unwiederbringlichen Werten eine optimale Sicherheit.

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